Rehling (at). Erstmals in ihrer langjährigen Geschichte gab es für die Genossenschaftsmitglieder der Raiffeisenbank Rehling keine Generalversammlung in der bisher bekannten Form einer persönlichen Zusammenkunft. Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Vorschriften der persönlichen Kontaktbeschränkungen sorgte dafür, dass die Präsentation des Jahresabschlusses 2019 heuer als „Digitale Generalversammlung“ abgehalten werden mußte.
Für die Verantwortlichen der Rehlinger Raiffeisenbank war diese Form der Generalversammlung am Dienstagabend auch Neuland. Man kennt es zwischenzeitlich von den Berichten in den Medien, wenn Politiker oder Ärzte in Talksendungen etc. „digital“ tagen und diskutieren. Für Vorstand und Aufsichtsrat der Rehlinger Bank war es aber schon etwas ganz außergewöhnliches, im Saal der Gaststätte „Zum Wirt“ wie in einem Aufnahmestudio einem unbekannten Publikum am Mikrophon für die Berichterstattung gegenüber zu sitzen.
Es war auch imposant, welche Technik hier von einem, eigens für solche digitale Veranstaltungen spezialisierten Unternehmen, aufgebaut war und dann auch professionell ablief. Im Vorfeld hatten alle Genossenschaftsmitglieder genaue Instruktionen, sei es zur digitalen Anmeldung oder für die Zuschaltung und Mitverfolgung der Liveübertragung der Redner, Abstimmungsformalien etc. erhalten. Positiv überraschte dann auch das Interesse, waren gut 100 Genossenschaftsmitglieder an dem Abend der Versammlung digital zugeschaltet. Nach 70 Minuten dann großes Aufatmen bei allen Verantwortlichen, die Generalversammlung konnte ohne Probleme beendet und die Kameras ausgeschaltet werden. Somit ist die Raiffeisenbank Rehling, wenn auch etwas verspätet, ihrer Verpflichtung nachgekommen und konnte ihre Bilanz für 2019 den Mitgliedern mit dieser auch etwas anderen Generalversammlung vorschriftsmäßig und termingerecht präsentieren.
Ein paar Änderungen aus dieser Genossenschaftsversammlung gleich vorne weg, gibt es doch eine personelle Veränderung im Aufsichtsrat. Während der turnusgemäß ausscheidende Stephan Haas aus Hollenbach bei der Onlineabstimmung mit großer Stimmenmehrheit wieder in sein Amt gewählt wurde, hat sich Karl Katzenschwanz, ebenfalls aus Hollenbach, auf eigenen Wunsch und aus privaten Gründen, nicht mehr zur Wiederwahl gestellt. Vorstand Georg Gschossmann, der die Wahlen digital leitete, sprach dem scheidenden Aufsichtsratsmitglied seinen Dank und Hochachtung für seine 20jährige ehrenamtliche Tätigkeit in der Raiffeisenbank Rehling aus. Diese digitale Veranstaltung ist, so Gschoßmann, kein passender Rahmen für eine würdige Verabschiedung und dies soll später nachgeholt werden, so der Vorstand. Zur Neuwahl in den Aufsichtsrat vorgeschlagen war Christoph Eberle aus Igenhausen. Der 39jährige, bei der MAN in Augsburg beschäftigte Maschinenbauingenieur, konnte sich bei der Onlineabstimmung über 110 Stimmen (bei ein paar wenigen Enthaltungen) freuen und damit ist der Aufsichtsrat auch weiterhin mit je zwei Mitgliedern aus Rehling und Hollenbach besetzt, zudem sind damit auch die Interessen der größten Kundengruppen, also Angestellte, Selbständige und Landwirte wieder gleichmäßig vertreten.
Eine weitere positive Meldung ist zweifellos die Tatsache, dass künftig alle Mitglieder ihre bisher möglichen Mitgliederanteile von 7 auf 20 zu je 100 Euro erhöhen können, maximal also 2000 Euro je Mitglied. Auch wenn die auf diese Geschäftsanteile gezahlten Dividenden von zuletzt 5 auf 3 Prozent abgesunken sind, bietet diese Aufstockung doch einen interessanten Ertrag.
Als erster Redner dieser Digitalen Generalversammlung übernahm Aufsichtsratsvorsitzender Klaus Jakob das Wort und erläuterte den Mitgliedern zu Hause an den Bildschirmen die Regularien dieser etwas anderen Versammlung, die coronabedingt die Bank zu dieser Versammlungsform gezwungen hatte. Jakob verlas auch die lange Liste der seit der letzten Versammlung verstorbenen Genossenschaftsmitglieder.
Danach übernahm Vorstand Christian Baumeister den Part zum Vortrag des Geschäftsjahres und ging zuvor auf die wirtschaftliche Entwicklung und die aktuelle Finanzmarktentwicklung im Land ein. Wichtig natürlich die Zinsentwicklung für die Sparer oder die Schuldner, wo sich Ärger oder Freude über die derzeitige Zinspolitik breit macht, sehr positive Entwicklungen bietet aber der Aktienmarkt, dazu der Einstieg bei lukrativen Investmentfonds oder beim Gold, wie Baumeister ausholte.
Die Vorteile der niedrigen Zinsen liegen derzeit bei den Kreditkunden, die in den Genuss sehr günstiger Konditionen kommen. Die Nachfrage nach Kreditfinanzierungen mit langer Zinsbindung (bis 30 Jahre) steigt, dies trotz immer höherer Immobilienpreise. Wie schon die letzten Jahre, so können die Kunden der Rehlinger Bank auch weiterhin auf eine solide Bank mit sicherem Einlagenschutz setzen. Mit den vorgelegten Zahlen hat die Raiffeisenbank Rehling bei der Ratingnote mit A++ wieder die Bestnote vom Verband erhalten.
Ausführlich wurden dann die Bankzahlen den Mitgliedern präsentiert. Steigerungsraten gab es in fast allen Bereichen (siehe auch separate Übersicht am Ende). Nicht mehr so stark wie noch im Vorjahr, aber immerhin um 7,6 Prozent gestiegen ist die Bilanzsumme auf nunmehr 299,8 Millionen Euro. Die 300 Millionengrenze ist in diesem Jahr bereits deutlich überschritten. Um 10,2 Prozent stieg das Kreditvolumen auf 240,6 Millionen Euro, eine Steigerung von über 22 Millionen Euro. Hier profitiert die Bank auch von der hohen Investitionstätigkeit in der Region und eine weitere Steigerung der Kredite ist voraussehbar durch die Ausweisung eines riesigen Baugebietes in Rehling.
Was sowohl für die Gemeinde Rehling wie auch Hollenbach positiv zusehen ist: Die Bank zahlt 369 000 Euro Gewerbesteuer. Dazu kommen 433 000 Euro an Körperschaftssteuer, desweiteren Kapitalertragssteuer, Soli und Grundsteuer. Positiv hat sich auch die Mitgliederzahl entwickelt, die sich um 27 Personen auf aktuell 3 712 Genossenschaftsmitglieder erhöht hat. (75 Zugänge bei 48 Abgängen). Diese halten zusammen 19 931 Anteile mit einem Geschäftsguthaben in Höhe von 1 993 100 Euro.
Von hoher Bedeutung für eine Bankenbewertung ist die Eigenkapitalausstattung. Dies ist Voraussetzung für Kreditvergaben und sichert die Einleger bei unvorhergesehenen Krisen. Dieses Eigenkapital beträgt 31,4 Millionen Euro, im Verhältnis zur Bilanzsumme ergibt dies eine Quote von 10,48 Prozent. Durchschnitt der Genossenschaftsbanken liegt bei 10 Prozent. Die Dividende auf die Geschäftsanteile wurde für das Jahr 2019 reduziert von 5 auf 3 Prozent. Das bedeutet bei bisher maximal sieben Geschäftsanteilen 21 Euro. Die Ausschüttungssumme aus dem Bilanzgewinn in Höhe von 157 147 Euro beträgt 59 663 Euro. Der Restbetrag (97 484 Euro) wird den Rücklagen zugeführt. Bei der Onlineabstimmung stimmten bis auf ein Mitglied alle digitalen Versammlungsteilnehmer dem Vorschlag zu. Wie oben bereits erwähnt, hat die Bank nunmehr beschlossen, die maximalen Geschäftsanteile von bisher 700 auf 2000 Euro zu erhöhen.
Lange Zeit war nicht sicher, ob die Banken überhaupt eine Dividende ausschütten dürfen, da die Bankenaufsicht der Meinung war, dass möglichst das Eigenkapital gestärkt wird, anstatt eine Gewinnausschüttung erfolgt. Da die Aufsicht später die Dividendenzahlung unter Auflagen erlaubte, entschied sich die Raiffeisenbank Rehling eG für die Ausschüttung.
Christian Baumeister ging auch ausführlich auf das Warengeschäft vom Raiffeisen-Agrar-Zentrum Lech-Paar ein. Dieses stellt nach seinen Worten ein wichtiges Geschäftsfeld der Bank dar „es gehört als Geschäftsfeld zu den Ursprüngen unserer Bank und zeigt die Verbundenheit mit der Landwirtschaft und dafür schlägt unser Herz auch weiter“ so wörtlich. Neben dem allgemeinen Warengeschäft hat hier auch die Versorgung mit Heizöl einen wichtigen Anteil. Zusammen mit dem neuen Lagerhaus in Motzenhofen sowie in Rehling wurde ein Gesamtumsatz von 20,5 Millionen Euro erreicht, ein Plus von 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der größte Umsatz liegt weiterhin beim Getreide / Raps (6,5 Millionen Euro – eine Menge von 32 016 Tonnen), es folgen Düngemittel (2,4 Millionen Euro), Futtermittel (3,4 Millionen Euro), Heizöl und Diesel (5,1 Millionen Euro – entspricht 6,7 Millionen Liter), Pflanzenschutz (1,1 Millionen Euro ) und Saatgut (1,1 Millionen Euro).
Aufgrund des großen Zulaufs reichen die Lagerkapazitäten für Getreide nicht mehr aus, so Georg Gschoßmann. Deshalb ist am Standort Motzenhofen eine dringende Erweiterung um weitere 4 Silos mit einem gesamten Volumen von 5.400 Tonnen notwendig, die Planungen dafür laufen bereits auf Hochtouren. Die neuen Silos sollen parallel zur bestehenden Siloreihe angeordnet werden.
Zudem wurde das Mehrfamilienhaus in Hollenbach mit 11 Wohnungen vor Kurzem fertiggestellt. Sieben Wohnungen konnten schon vermietet werden und sind auch teilweise schon bezogen.